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Für den wirtschaftlichen Erfolg von Unternehmen ist heute neben der Kompetenz des interdisziplinären Denkens vor allem digitale Führungsstärke erforderlich. Niemand braucht detaillierte Programmierkenntnisse oder Coding-Kompetenz, um als Führungskraft erfolgreich zu sein. Vielmehr braucht es eine Vision, wohin der gemeinsame Weg führen soll, und das Bewusstsein, dass der technische Fortschritt neue Problemlösungen ermöglicht, und die sich daraus ergebenden Chancen aktiv genutzt werden sollten.

Digitales Mindset

Und es gehört das Verständnis dazu, dass Digitalisierung grundlegende Veränderung bedeutet, die kein Ende hat, sondern mehr ein digitales Mindset voraussetzt. Es reicht bei weitem nicht, wie es in Start-ups häufig heißt, einen „scheiß Prozess zu digitalisieren. Man bekommt dann nur einen scheiß digitalen Prozess”. Digitalisierung ist die Bereitschaft, alle Faktoren, die das Ergebnis von Arbeit besser oder schlechter machen, zu hinterfragen, zu ändern und neu zu erfinden.

Immer wichtiger wird zudem die Fähigkeit, Unsicherheit zu managen. Ambiguitätstoleranz entwickelt sich zur Kernanforderung im Management. Außerdem muss die Organisation so agil und reaktionsschnell aufgestellt werden, dass sie mit der Geschwindigkeit des Marktes Schritt halten und Antworten auf immer individuellere Kundenanforderungen liefern kann. Unternehmen, die beim Ausbruch der Corona-Pandemie bereits mehr oder weniger nach diesem ganzheitlichen Digitalisierungsverständnis aufgestellt waren, hatten spürbar weniger Probleme, sich der Ausnahmesituation anzupassen. Wer schon digitale Meeting-Formate kannte, Lösungen für mobile Office installiert und digitale Führung in den Unternehmensalltag geprobt und in alltägliche Arbeit überführt hatte, für den war der Lockdown zu Beginn der Pandemie deutlich einfacher zu managen.

Fehlende digitale Führung in Politik und Verwaltung

Diese digitale Führungskompetenz fehlt weitgehend in der Politik sowie der öffentlichen Verwaltung. Laut einer Deloitte Studie glauben nur 7 Prozent der Befragten, dass die verantwortlichen Führungskräfte in Behörden und politischen Entscheider das notwendige Verständnis für digitale Trends haben.

Es muss also vieles passieren in den deutschen Behörden. Eines aber liegt auf jeden Fall auf der Hand: Wie ihre Counterparts in der Industrie müssen Führungskräfte in Politik und Verwaltung die Digitalisierung zur Chefsache machen und sich an deren Erfolg messen lassen. Sie brauchen einen holistischen Blick auf die gesamte Organisation und einen strategischen Plan. Wirkliche Führung in Zeiten der Digitalisierung zeigt sich nicht im Wissen um jedes Detail, sondern im Hinblick auf die drei bis fünf prioritären Projekte innerhalb der Organisation. Gerade in der öffentlichen Verwaltung bedeutet diese Form der Führung auch die Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit anderen Ressorts, das Aufbrechen von Ressortgrenzen und Hierarchien im Interesse des Gesamterfolgs – Prinzipien, die erwiesenermaßen auch Unternehmen erfolgreicher gemacht haben und weiterhin machen.

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